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Service-Tipps

Altes Fahrrad, neuer Schwung: Pedelec-Nachrüst-Kits im Test

Manches Edelfahrrad muss dieser Tage einem neuen Pedelec weichen. Mit einem E-Bike-Nachrüst-Kit lässt sich das geliebte Alt-Rad alternativ ins bequemere E-Zeitalter retten. Dabei stehen einige unterschiedliche Optionen zur Wahl.

Eine qualitativ gut gemachte und praktisch überzeugende Umrüstlösung bietet Pendix mit dem eDrive an. Bild: SP-X

Das Interesse an Pedelecs wächst stetig. Laut einer Umfrage der Online-Fahrzeugbörse Mobile.de gaben Anfang 2024 rund 13 Prozent der Haushalte an, die Anschaffung eines neuen E-Bikes zu planen. Doch statt sich ein weiteres Zweirad in den ohnehin schon vollen Keller zu stellen – und dafür mehrere tausend Euro zu investieren – könnte man auch sein vorhandenes Fahrrad mit einem E-Antrieb aufrüsten. Hier fünf preislich und technisch recht unterschiedliche Konzepte für eine Pedelec-Konversion.

Pendix eDrive
Ein Klassiker aus Deutschland ist das Pendix-System. Seit 2015 wird diese hochwertige, aber mit mindestens 1.490 Euro (aktuell gewährt Pendix Rabatte von bis zu 300 Euro) teure Lösung angeboten. Der so genannte eDrive-Antrieb besteht aus einem getriebelosen Direktantrieb auf der linken Seite des Tretlagers sowie der Batterie samt Halterung. Letztere wird, wie eine Trinkflasche am Unterrohr befestigt. Die Lösung ist optisch nicht unauffällig, fügt sich aber durchaus verträglich in die Gesamtästhetik des Fahrrades ein. Die Komponenten machen einen hochwertigen Eindruck. Die überwiegende Zahl der Fahrräder ist für den Pendix-Umrüstsatz geeignet, der allerdings von einem Pendix-Händler montiert werden muss, was mit zusätzlichen Kosten von ca. 100 Euro verbunden ist. Es handelt sich also nicht um eine Do-it-yourself-Lösung. Pendix bietet zwei Batteriegrößen mit 300 oder 500 Wh an. Letzteres ermöglicht eine Reichweite von bis zu 160 Kilometern. Ein Rückbau ist jederzeit möglich.

Swytch Air/Go
Deutlich günstiger und für den Selbsteinbau geeignet ist der Nachrüstsatz von Swytch. Das System des britischen Anbieters setzt auf einen Nabenmotor im Vorderrad in Kombination mit unterschiedlich großen Akkulösungen für die Lenker- oder Rahmenmontage. Für die Umrüstung müssen lediglich das neue Swytch-Vorderrad mit Motor, ein Trittfrequenzsensor, der Akku und die Bedieneinheit montiert werden. Das ist auch für Laien innerhalb einer Stunde machbar. Optisch unauffällig bleibt die Air-Variante mit einem Mini-Akku am Lenker, dessen Energievorrat allerdings nur für kurze Strecken reicht. Eher wuchtig wirkt der große Akku der Go-Variante, der mit Kletthalterungen am Rahmen befestigt wird. Auf seine Nachrüstsätze gewährt Swytch derzeit großzügige Rabatte, die allerdings in der Höhe variieren. Die günstigste Go-Variante liegt derzeit bei rund 400 Euro – inklusive Versand. Für die optisch ansprechendere Air-Version muss man mit rund 500 Euro rechnen.

Add-e Next
Aus Österreich kommt die Nachrüstlösung Add-e Next, die ähnlich wie Pendix den Strom aus einem zylindrischen Akku bezieht, der wie eine Trinkflasche montiert wird. Zusätzlich gibt es einen Mittelmotor, der allerdings nicht auf den Pedalantrieb, sondern direkt auf den Hinterradreifen mit einer elektrisch angetriebenen Rolle wirkt. Das System ist leicht und der Hersteller verspricht eine einfache Montage. Für die optimale Montage des Reibrollenantriebs eignen sich Fahrradrahmen, bei denen sich zwischen Tretlager und Hinterrad eine Trägerplatte befindet. Alternativ kann der Antrieb auch am Tretlager montiert werden. Reibrollenantriebe sind allerdings weniger beliebt, unter anderem, weil sie den Reifenverschleiß erhöhen und bei Nässe oft nicht die volle Kraft auf den Reifen bringen. Die einfach zu montierende und auch wieder demontierbare Lösung kostet mindestens 1.155 Euro.

Livall PikaBoost
Deutlich günstiger und zudem montagefreundlich ist die Lösung Pikaboost des Herstellers Livall aus Hongkong. Reibrollenantrieb, Steuerung und Akku sind hier in einem Bauteil zusammengefasst, das sich einfach an der Sattelstange befestigen lässt. Das soll nur wenige Sekunden dauern. Klingt clever, ist aber nur für Fahrräder geeignet, die ohne Schutzblech und Gepäckträger auskommen. Zudem setzt Livall auf eine Tempomatsteuerung, die in Deutschland offiziell nicht für den Straßenverkehr zugelassen ist. Angaben zu einer Antriebssteuerung per Sensor und einer vom Gesetzgeber geforderten Begrenzung auf 25 km/h finden sich bei der Produktbeschreibung nicht. Insofern wird sich dieser Umbau nur für Fahrräder anbieten, die auf privatem Gelände eingesetzt werden. Dementsprechend ist auch die Reichweite des 230 Wh Akkus mit 30 Kilometern großzügig bemessen. Der Preis liegt bei rund 400 Euro – inklusive Versand jedenfalls sensationell niedrig. Die Lösung wird derzeit über Indiegogo vertrieben.

Bafang BBS02
Bafang ist als Anbieter von Mittelmotorlösungen eine feste Größe auf dem E-Bike-Markt. Die Chinesen bieten auch Mittelmotor-Nachrüstlösungen an. Auf großen Handelsplattformen wie Ebay finden sich zahlreiche Nachrüstsätze wie das BBS02, das mit Antrieb, Bedieneinheit, Display und Akku zu Preisen ab rund 800 Euro angeboten wird. Die Lösung ist für den DIY-Umbau konzipiert. Herzstück ist ein Mittelmotor, der seine Kraft auf das Kettenblatt überträgt. Beim umgebauten Fahrrad müssen daher Tretlager, Kurbel und vorderes Kettenblatt entfernt und durch die Bafang-Lösung ersetzt werden. Die Verkabelung, der Einbau des Akkus und die Montage weiterer Teile dürften vergleichsweise zeitaufwendig sein. Dafür gibt es eine echte Mittelmotorlösung von einem namhaften Hersteller.